Berner Physiker will Wunden mit Laser löten

Laser kann nicht nur als Skalpell dienen, sondern auch beim Schliessen von Wunden einsetzt werden. Ein innovatives Projekt der Uni Bern und der Storz Endoskop Produktion GmbH wurde nun mit dem KTI Medtech Award ausgezeichnet.

Von Bettina Jakob 25. September 2012

So irritierend der Vergleich erst scheint, so bestechend ist das Resultat: «Wir garen auf der offenen Wunde wie ein Spiegelei», erklärt Physiker Martin Frenz von der Universität Bern eine neuentwickelte Lasertechnologie. Martin Frenz von der Abteilung «Biomedical Photonics» und Martin Leonhard von der Storz Endoskop Produktion GmbH können Wundränder mit Laser so behandeln, dass das Gewebe sich wieder verbindet. Das Projekt der beiden Experten wurde jetzt mit dem renommierten KTI Medtech Award ausgezeichnet, wie die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) mitteilt. «Löten statt nähen» ist denn auch der Übertitel der neuen Methode, von der sich Frenz viel verspricht – so zeigen Forschungsresultate etwa, dass die gelöteten Wundverschlüsse mehr Druck aushalten als die zugenähten.


Siegerehrung des diesjährigen MedTech Awards (v..l.n.r.): Prof. Dr. Lutz Nolte, Dr. Martin Leonhard, Prof. Dr. Martin Frenz und Prof. Dr. Beda M. Stadler. (Bild: KTI/Tom Kawara)

Physik im Operationssaal

Und so funktioniert die angewandte Physik aus den Labors der Uni Bern und der Storz Endoskop Produktion GmbH: Durch Laserlicht in einem bestimmten Wellenbereich werden an den Wundrändern von Gewebe bei 70 bis 85°C Eiweissmoleküle denaturiert und in einen mechanischen Zustand versetzt, in dem sie eine stabilisierende Funktion übernehmen können – wie etwa die eines Fadens. «Diese Technologie kann überall angewendet werden», so Frenz in seinem Referat an der Preisverleihung. An Schweinen ist die Wirksamkeit der neuen Wundverschluss-Technologie bereits erfolgreich erprobt.

Das Ziel: So minimal invasiv wie möglich

Das Laser-Löten kann insbesondere künftig für die sogenannten NOTES-Operationen (Natural Orifice Transluminal Endoscopic Surgery) im Bauchraum eine ideale Lösung sein. Bei diesem operativen Verfahren bringen die Chirurgen ihre Instrumente über natürliche Öffnungen im Körper zum eigentlichen Operationsgebiet, das schliesslich über einen kleinen Einschnitt erschlossen wird. Ein Lötverschluss könnte schliesslich den Eingriff so minimal invasiv halten wie nur möglich. Nun sollen Hightech-Geräte ähnlich einem Endoskop entwickelt – und gemäss Vision der Preisträger – bereits im Jahr 2015 auf den Markt kommen.

Von der Forschung in die Industrie

Die KTI Medtech Initiative hat seit ihrer Gründung vor 15 Jahren rund 300 Projekte unterstützt. Leiter von KTI Medtech ist Lutz Nolte, Direktor des «Institute for Surgical Technology & Biomechanics» an der Uni Bern; erklärtes Ziel der Initiative ist die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Medizinaltechnik und der Know-how-Transfer zwischen Forschung und Medtech-Firmen.

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